Archiv der Kategorie: Reisebericht

Singapur

Aus Malaysia kommend wirkt Singapur auf mich wie eine reichere, westlichere Version von Kuala Lumpur.  Hier leben verschiedene Communities zusammen, die aber ihre eigenen Kulturen erhalten und pflegen. In deren Zentren, wie Chinatown oder Little India, kann man etwas über die Besiedelung Singapurs erfahren und sich einge erhaltene Gebäude aus der früheren Zeit der Stadt anschauen.

Das Zentrum um die Marina Bay ist geprägt von modernen Hochäusern und den hübsch gestalteten Gardens by the Bay. Unter einer begehbaren Kuppel hat man hier sogar einen Regenwald inklusive Wasserfall nachgebildet. 

Malaysia

In Malaysia habe ich nur kurz Halt gemacht und mir die Hauptstadt Kuala Lumpur angeschaut. Die Stadt ist sehr multikulturell und man kann hier Moscheen neben Kirchen und Tempeln sehen, wobei Muslime wohl den größten Anteil unter den Gläubigen ausmachen. Insgesamt macht Kuala Lumpur einen aufgeräumteren Eindruck, als die letzten Städte, die ich besucht habe und es gibt viele schöne Parks. 

Von Kuala Lumpur fahre ich mit dem Bus nach Singapur und sehe so noch ein bischen was vom Land, hauptsächlich tropischen Wald und ein paar Plantagen.

Thailand

In Bangkok gibt es viele schöne Tempel, viel gutes Essen, viele Shopping Malls und, wie in allen südostasiatischen Metropolen, sehr viele Menschen. Wenn man sich zu Fuß auch etwas abseits der touristischen Pfade bewegt, fällt auf wie nah beieinander Reiche und Arme hier völlig unterschiedlich leben.
In gigantischen Komplexen kann man nahezu alles kaufen, in einem von unzähligen Restaurants essen, ins Kino oder SeaLife gehen und das alles ohne einen Fuß auf die Straße setzten zu müssen. Auch ich halte mich hier viele Stunden auf. 

In Ayutthaya schaue ich mir die Ruinen des Zentrums einen vergangenen Reiches und einen restaurierten Palast an, alles sehr sehenswert, interessant und eine gute abwechslung zur Großstadt. 

Auch wenn Thailand sicher noch viel zu bieten hat, ist meine Zeit hier nach einer Woche bereits um, ich fliege weiter nach Kuala Lumpur. 

Kambodscha

Meine Reise durch Kambodscha ist im Wesentlichen durch zwei Extreme geprägt. Zum einen sind das die Tempelanlagen Angkor nahe Siem Reap, die zu den beeindruckendsten Arealen gehören, die ich je gesehen habe. Auf der anderen Seite habe ich in Phnom Penh ein ehemaliges Gefängnis und ein “Killing Field” besucht, die die Verbrechen der Roten Khmer in den siebziger Jahren veranschaulichen. 

Mit dem Bus fahre ich von Vietnam nach Phnom Penh. Wieder einmal fahre ich entlang des Mekongs, die Landschaft ist inzwischen jedoch deutlich durch die Regenzeit geprägt. Viele Gebiete stehen unter Wasser, Boote werden zu notwendigen Transportmitteln. Unterwegs fällt auf, dass viele Menschen in Kambodscha sehr arm sind. Oft bestehen Häuser bzw. Hütten nur aus ein paar Ästen mit daran befestigten Plastikplanen um vor Wind und Wetter zu schützen. 

Phnom Penh ist eine typische asiatische Stadt mit armen und reichen Vierteln, Kaufhäusern, riesigen Märkten und vielen Menschen auf engem Raum. 
1975 kamen in Kambodscha die Roten Khmer an die Macht. Dem Wahn aus dem Land einen Bauernstaat nach ideologischen Vorstellungen zu errichten, fiel in den darauffolgenden 3 Jahren etwa ein Viertel der Bevölkerung, also ca. 2 Millionen Menschen, zum Opfer. Menschen wurden gefoltert und umgebracht, beispielsweise weil sie eine höhere Bildung genossen haben. Als “Beweis” dafür reichte das Tragen einer Brille oder weiche Hände. Die Vorgabe war: Besser 10 Unschuldige töten, als einen Schuldigen laufen lassen. 
Ich schaue mir ein ehemaliges Gefängnis und ein zugehöriges “Killing Field” an. Heute, als Museum und Gedenkstätte, sind die Orte interessant, aber das Dargestellte teilweise brutal und verstörend. Einiges erinnert dabei an die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland. 
Die Besuche hier werde ich so schnell nicht vergessen und ich brauche auch ein paar Tage um das Gesehene wirklich zu verarbeiten. Als ich abends in den Nachrichten Berichte aus den USA sehe, wo in Charlottesville rechte Demonstranten zu antisemitischen Parolen Flaggen mit Hakenkreuzen schwenken, wird mir einmal mehr klar, wie wichtig es ist, sich gegen Hass und Menschenfeindlichkeit zu stellen, anstatt diese zu ignorieren. Zum Beispiel kann man von seiner Stimme Gebrauch machen und eine liberale Partei wählen. Kleiner Tipp: Morgen ist Bundestagswahl.

Von Phnom Penh fahre ich mit dem Bus nach Siem Reap und besichtige die Tempelanlagen von Angkor. Auf einer Fläche von 200km² befinden sich hier unzählige Heiligtümer und Tempel. Der Bekannteste, Angkor Wat, ist das größte religiöse Gebäude der Welt. Mir gefallen aber besonders auch die kleineren Tempel, mitten im Dschungel, teilweise zugewachsen und verfallen. Abseits der Touristenströme kann man hier alles erkunden und fühlt sich ein klein bischen wie Indiana Jones 😉

Vietnam

Nach der langen Busfahrt von Laos komme ich Abends in Hanoi an und nehme mir ein Taxi, das mich zum Hostel bringen soll. In Vietnams Hauptstadt leben ca. 7 Millionen Menschen, es gibt schätzungsweise halb so viele Motorroller und es hat den Anschein, als befinden sich alle gleichzeitig auf der Straße. Mein Fahrer dreht die Techno-Musik laut auf, erzählt wie gefährlich das Rollerfahren ist, zeigt mir ein Krankenhaus unterwegs und bringt mich heile ans Ziel…ein kleines bischen Wahnsinn gehört wohl dazu, wenn man in Hanoi Taxi-Fahrer ist. 

In Laos fand ich das Klima schon teilweise zu warm und feucht. Hanoi ist allerdings nochmal unangenehmer, meine Wetter-App behauptet 37°C, 70% Luftfeuchtigkeit, eine gefühlte Temperatur von 48°C. Das kommt meinem eigenen Empfinden erstaunlich nah 😉 Tagsüber halte ich es nur eine Weile draußen aus, bevor ich mich wieder in klimatisierte Räumlichkeiten zurückziehe. An den Verkehr gewöhnt man sich wider Erwarten recht schnell (zumindest als Fußgänger), die Wenigsten halten sich an irgendwelche Verkehrsregeln, allerdings fahren sie langsam und sehr umsichtig. 

Von Hanoi aus fahre ich nach Trang An und in die Halong Bucht, beides wunderschöne Landschaften. Verständlicherweise besuchen die meisten Vietnam-Besucher die Halongbucht, weswegen sich hier bei der Besichtigung ein Kreuzfahrtschiff ans Andere reiht. Trang An gefällt mir persönlich besser, auch weil die Fluss- und Seenlandschaft nur mit Ruderbooten erreichbar ist. 

Nach Hanoi verbringe ich ein paar Tage in Hoi An, dessen alter Stadtkern geschützt und für motorisierten Verkehr weitestgehend gesperrt ist. Ich habe das Glück zum Vollmond hier zu sein, da die Stadt einmal pro Mondzyklus ein Laternenfest feiert und auf die übliche Straßenbeleuchtung verzichtet. Stattdessen tauchen endlose Laternen und Lampions den Ortskern mit seinen Kanälen in ein warmes buntes Licht.

Von Ho-Chi-Minh City mache ich noch eine Tour ins Mekong-Delta. Es ist sehr interessant zu sehen, wie die Menschen hier an und auf dem Wasser leben. Für viele sind Boote die einzigen Transportmittel. Märkte, Tankstellen, Häuser, alles schwimmt. Nicht so schön ist dagegen, dass es hier in der Regel keine Abfallwirtschaft gibt und damit aller Müll, heute eben auch viel Plastik, im Fluss und damit ein paar Kilometer weiter im Meer landet. 

 

 

Laos

Von Cheng Du aus fliege ich mit Zwischenstopp in Kunming nach Luang Prabang in Laos. Aufgrund des schlechten Wetters müssen wir eine Weile über unserem Ziel kreisen, wodurch ich mir aber in Ruhe aus der Höhe anschauen kann, wie sich der Mekong durch die nebelverhangenen grünen Hügel schlägelt. 

Vorab habe ich oft gehört, dass Luang Prabang die schönste Stadt in Laos sei und auch ich fühle mich hier wohl. Man sieht ihr die Kolonialzeit deutlich an und es sind auch viel mehr Touristen hier als ich vermutet hätte. Trotzdem hat man im Zentrum der Stadt, das zwischen Mekong und einem Zufluss auf einer Art Halbinsel liegt, eher das Gefühl sich in einem kleineren Ort mitten im Dschungel zu befinden. 

Ich bleibe eine Woche im Hostel und unternehme von hier aus Touren zu Stammesdörfern, schönen Wasserfällen und Elefantencamps, in denen ehemalige Rück-Elefanten heute ein angenehmeres Zuhause gefunden haben. 

Während einer Wanderung machen wir Mittags in einem Dorf halt. Beim Essen können wir uns eine Zeit lang mit einer älteren Frau unterhalten, die uns erzählt, dass ihr Mann und ihr Sohn nach Norden gereist sind, um sich dort von einer 13-jährigen Schamanin behandeln zu lassen. Woher die Schamanin kommt, weiß sie nicht, aber dass sie sehr mächtig sei. Neben dem Animismus und dem Buddhismus gibt es auch einige Christen in Laos. Allerdings erzählt die Frau, dass die christliche Kirche streng ist und sich gegenüber den anderen Glaubensrichtung und deren Anhängern abweisend verhält. 

Von Laos aus fahre ich mit dem Nachtbus nach Hanoi, Vietnam. Die Fahrt dauert 25 Stunden, leider sind die Sitze nicht für meine Größe gemacht, aber die schöne Landschaft  ist mehr als entschädigend und das Essen unterwegs an kleineren Restaurants auf dem Land ist gut.

 

Tibet

Bei meiner Reiseplanung stand schnell fest, dass ich nach Tibet fahren will. Da ich mich nach langer Recherche dazu entschlossen habe, dass es für mich nicht sinnvoll wäre mit dem eigenen Motorrad durch China zu reisen, habe ich eine 14-tägige geführte Tour nach Tibet gebucht. Inklusive mir waren wir 7 Reisende plus 2 Reiseführer, einer davon ein lokaler Guide für Tibet.

Die ersten Tage verbringen wir noch in Chengdu, bevor es dann mit dem Zug über die höchste Bahnstrecker der Welt nach Lhasa geht. Die zwei Tage Zugfahrt sind zwar nicht unendlich komfortabel, aber die anderen Passagiere sind sehr freundlich, von Zeit zu Zeit werde ich mit chinesischem Essen versorgt. Die Landschaft, die vorbeizieht, wandelt sich immer wieder. Besonders Sechuan und Gansu sind so schön, dass ich hier irgendwann doch nochmal mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs sein möchte. Die Tibetische Hochebene erinnert teilweise an die Steppe in der Mongolei.

Die gesamte Rundreise durch Tibet ist super. Wir besichtigen viele Tempel und Klöster, fahren durch wunderschöne Landschaften, über 5000m hohe Pässe, bestaunen Berggipfel mit über 7000m Höhe, sehen das Leben in der Stadt, genauso wie kleine Dörfer und Siedlungen auf dem Land und vieles mehr. Die geführte Reise hat den Vorteil, dass man vergleichsweise sehr viel sieht und sich dabei wenig Gedanken dazu machen muss, wie man beispielsweise zur nächsten Sehenswürdigkeit gelangt. Für mich war es zudem mal wieder schön mich länger auch auf deutsch unterhalten zu können 😉 Auf der anderen Seite habe ich unterwegs im Zug oder Bus auch viele Orte gesehen, wo ich gerne angehalten hätte, wär ich mit dem Motorrad unterwegs gewesen.

Trotz der Spannungen, die es in Tibet gibt, wirkt alles seht friedlich. Überall hängen chinesische Flaggen, mehr oder weniger erzwungen, und von Protest ist zumindest in der Öffentlichkeit nichts zu spüren, was wohl auch daran liegt, dass es der aktuelle Dalai Lama so wünscht. Dass die Lage nicht ganz so entspannt ist, merkt man dann doch zum Beispiel an der hohen Polizeipräsenz oder den strengen Sicherheitskontrollen.

Russlands Osten

Ehrlich gesagt hatte ich mir von den 4000km durch Russland bis zum Pazifik außer den Highlights: Baikal, Amur und Vladivostok nicht all zu viel erwartet. Ich dachte mir die Route wird landschaftlich ähnlich eintönig wie der Westen Russlands. Tatsächlich war die Strecke viel abwechslungsreicher und die Etappe hatte auch für mich einen ganz anderen Charakter als die vorherige Fahrt durch Russland, was zum Teil auch an meinem Unfall zu Beginn liegt.

Ich breche Freitagmorgens in Ulaanbaatar auf und will heute noch die Grenze zu Russland überqueren, da ich unterschiedliche Aussagen zu den Öffnungszeiten der Grenze am Wochenende gehört habe. Der Norden der Mongolei ist etwas grüner, die Straße gut. Nachmittags stehe ich dann schon bei den Grenzbeamten die mein Visum erstaunlich genau unter die Lupe nehmen. Der Name der Firma, die meine Einladung ausgestellt hat wird überprüft, steht aber wohl nicht auf ihrer “verdächtig”-Liste. Nochmal Glück gehabt 😉
Als ich Abends kurz vor dem Ort bin, in dem ich mir ein Hotel suchen will, fahre ich über eine Längskante im Asphalt und stürtze. Vielleicht war die Kante höher als sie aussah, vielleicht lag es auch an den noch recht frischen Reifen, so genau weiß ich es nicht. Das Ergebnis ist jedenfalls, dass mein Motorrad und ich uns quer zur Fahrtrichtung über die Straße rollen. Zuerst schaue ich ob das Auto hinter mir bremst, danach prüfe ich, ob noch alles dran ist und sich bewegen lässt: sieht gut aus 🙂 Mein Motorrad hat auch nur kleinere Schäden und sieht noch fahrbereit aus, also erstmal ins Krankenhaus fahren. Als ich vom Röntgen komme warten schon drei Polizisten auf mich. Die Polizei ist sehr nett, organisiert mir auch noch ein Hotel, trotzdem dauert es bis 1 Uhr nachts um 2 Seiten Protokoll zu erstellen. Ich falle todmüde ins Bett.

Am nächsten Morgen richte ich die Gabel, Navi-Halter und Spiegel, entferne mit Hilfe des örtlichen Auto-Mechaniker die Reste meines Windschilds und fahre anschließend an den Baikal See, wo ich mich ein paar Tage ausruhe.

Die Fahrt durch Russlands fernen Osten ist sehr entspannt, ich folge tausende Kilometer der selben neu asphaltierten Straße durch schöne Landschaften. Je länger ich am Amur entlang fahre, desto dichter wird der Wald und sobald ich anhalte werde ich von unzähligen Insekten begrüßt, die teilweise ganz anders aussehen als man es aus Europa kennt. Ich fahre durch Schwärme von Schmetterlingen , Tiger sehe ich leider keine 😉

In Vladivostok übergebe ich mein Motorrad an die Spedition, die das Verschiffen nach Indonesien übernehmen soll. Der Agent klingt nicht mehr so zuversichtlich was die Abwicklung in Jakarta angeht, sodass ich jetzt auf der Suche nach einer Agentur vor Ort bin, die beim dortigen Prozedere unterstützen kann.

Heute geht mein Flug nach China. Ich freue mich auf die weitere Reise, auch wenn es etwas ungewohnt ist nun ohne mein Motorrad zu Reisen. In den letzten drei Monaten haben wir gemeinsam 16000 km durch Europa und Asien zurückgelegt.

Mongolei

Allein der Name Mongolei ruft bei vielen Überland-Reisenden bestimmte Assoziationen hervor: wunderschöne Landschaften, ewige Weiten, Einsamkeit und anspruchsvolle Strecken. Insgesamt stimmt das auch alles, ich hatte viel Spaß in der Mongolei und habe einiges erlebt. Während man durch das Land fährt weicht der Mythos aber nach und nach der härteren Realität. Das Besondere an der Mongolei erschließt sich einem wohl erst, wenn man das Land selbst bereist. Es ist mir auch schwergefallen die tollen Landschaften zu fotografieren, ein Bild mit Kies bis zum Horizont kann einfach nicht vermitteln wie man sich fühlt, wenn man sich tagelang in der Wüste aufhält. Zu den ersten Tagen habe ich noch ein bisschen was geschrieben, was ich sonst noch erlebt habe findet ihr bei den Bildern. Viel Spaß beim lesen und kucken 🙂

 
Relativ bald hinter der Grenze treffe ich Bata, er spricht englisch und lädt mich zu sich nach hause auf einen Tee ein. Sein Motorrad zieren einige Touratech-Aufkleber. Nach dem Tee mit seiner Mutter und Schwester fahren wir zusammen zu seinem Bruder nach Ölgii, wo ich die Nacht verbringen kann. Da Batas Reisetempo bei etwa 40 km/h liegt habe ich genug Zeit mir die beindruckende Landschaft entlang der Strecke anzuschauen. Wir fahren durch trockene Steppen, jeder kleine Pass eröffnet den Blick in ein neues Tal, die verschneiten Gipfel des Altai verschwinden langsam hinter uns. In Ölgii fahren wir eine Zeit lang kreuz und quer durch Wohngebiete bis wir am Haus ankommen. Im Wohn/Ess/Schlafzimmer unterhalten wir uns lange, zum Abendessen wird vom Schaf, das in der Küche liegt, ein Stück abgeschnitten, gekocht und dann mit reichlich Zwiebeln angerichtet. Das Fett an den Fingern sei gut für die Haut, sagt Bata, fließendes Wasser zum Waschen gibt es eh nicht ?

Da meine Kette inzwischen am Ende ist tausche ich diese und das Kettenrad zusammen mit Bata und seinem Bruder, über die Hilfe freue ich mich, auch wenn ich sie vom allzu often Gebrauch des Hammers abhalten muss..

Von Khovd aus will ich abseits der Hauptstrecken nach Norden fahren. Als der Asphalt plötzlich aufhört liege ich direkt das erste mal im Sand. Straßen gibt es jetzt keine mehr, man versucht den Spuren zu folgen, die andere vor einem hinterlassen haben und hofft, dass sie in die richtige Richtung führen. Die Tracks enden öfter auch mitten im Nirgendwo, sodass nur noch das Navigieren nach Landmarken und der Himmelsrichtung bleibt. Mein Waserverbrauch steigt in der trockenen Steppe enorm, sodass ich froh bin nachmittags in ein Dorf zu kommen, wo ich meine Vorräte auffüllen kann. Abends errichte ich mein Lager an einem See, genieße die Aussicht und die Ruhe in der Natur.
Fast den ganzen nächsten Tag fahre ich um einen großen See herum, unterwegs begegnen mir viele Kamele und Eidechsen und ich kann beobachten wie das Wasser seine Farbe im Lauf des Tages ändert. Abends bin ich ziemlich fertig und froh, als ich wieder eine “richtige” Straße erreiche.
Ich beschließe mich bis Ulaanbaatar eher an die Hauptrouten zu halten. Teilweise ist die Strecke asphaltiert, dort wo sie es nicht ist, ist der Zustand der Strecke oft sehr schlecht.

 

 

Westsibirien

Vom Ural aus bin ich in etwas größeren Tagesetappen Richtung Altai-Gebirge gefahren. Die Landschaft besteht größtenteils aus oft sumpfigen Birkenwäldern und Feldern, wo aber jetzt noch nichts wächst. Es wird nach und nach wärmer, auch die Birken sind nicht mehr braun sondern werden je weiter ich fahre immer grüner. Auch der Verkehr wird etwas weniger, Ortschaften und Städte seltener und es liegt weniger Müll herum. Insgesamt gibt es entlang der Strecke nicht sehr viel zu sehen, dafür aber immer wieder Rasthöfe, wo man gut und günstig essen kann. Normalerweise bin ich kein Fan von Suppen. Die, die man hier in Russland bekommt sehen auch manchmal nicht lecker aus und man weiß nicht so genau was drin ist, aber sie schmecken.

In Tatarsk an einer Tankstelle begrüßt mich ein anderer Motoradfahrer. Wir sprechen leider keine gemeinsame Sprache können uns aber doch verständigen, in etwa: Wohin? Omsk; Schlafen? Keine Ahnung; Club-Haus? Ok. Ich folge Ihm in das Club-Haus der “DogGed”, wo ich von ein paar anderen Mitgliedern begrüßt werde, darunter auch Eugen, der gut Deutsch spricht. Wir haben einen netten Abend und am nächsten Morgen bringen sie mir sogar noch Frühstück vorbei, Eugen begleitet mich noch ein Stück mit seinem Motorrad, dann verabschieden wir uns.

Auf die Strecke durch den Altai habe ich mich schon länger gefreut, sie gilt als die Schönste in Russland und zumindest für die Routen, die ich inzwischen kenne, trifft das auf jeden Fall zu. Der Anblick der Berge und Schluchten ist nach tausenden Kilometern durch flaches Land einfach super. Im Altai herrscht in den Tälern teilweise ein  ganz eigenes Klima, was die Landschaft extrem abwechslungsreich macht. Am größten ist die Veränderung auf dem letzten Stück vor der russischen Grenze. Man verlässt die grüne Berglandschaft und findet sich in einer extrem trockenen Steppe wieder. Ein bisschen fühlt es sich an, als hätte ich nicht nur das Ende Russlands, sondern auch das Ende der zivilisierten Welt erreicht. Inzwischen kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Es ist nicht das Ende, nach der Steppe kommt die Mongolei 🙂